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Fritz Mackensen - Moorbauern in der Hammehütte, 1896

Fritz Mackensen (1866-1953), Moorbauern in der Hammehütte, 1896

Fritz Mackensen (1866 – 1953)
Moorbauern in der Hammehütte, 1896
(Drei Bauern) (Moorbauern nach getaner Arbeit) Öl auf Leinwand 68,5 x 85 cm
Werkverzeichnis (Werkverzeichnis Hamm/Küster) Nr. 1896.6
Bernhard Kaufmann: Die Alten Worpsweder Meister, 1958
Kunstschau Böttcherstraße, 1966 , Seite 23

Als 1895 die Worpsweder Künstler Fritz Mackensen, Otto Modersohn, Fritz Overbeck, Heinrich Vogeler und Hans am Ende quasi „über Nacht“ durch ihre Ausstellung im Münchner Glasplast berühmt wurden, galt es als ausgemacht, dass Worpsweder Kunst Landschaftsmalerei sei. Diese Gruppe galt als Freilichtmaler und das hieß letztlich Landschaftsdarstellung.

Das stimmt nur zum Teil: Schon bei jener Ausstellung im Glaspalast bekam Fritz Mackensen für sein großformatiges Gemälde „Gottesdienst im Moor“ die Goldmedaille für sein monumentales Werk einer vielschichtigen Figurendarstellung.

Mackensen folgte dem Zeitgeist eines frisch angesagten bedingungslosen Realismus, der im direkten Gegensatz zur offiziellen Gründerzeitmalerei stand. Er wusste darum und beanspruchte auch die Aufmerksamkeit der Jury bei den Ausstellungen um bekannt zu werden. Mackensen wollte wie viele Kollegen – Leibl, Menzel, Liebermann, Uhde – die reale neue Welt unverfälscht und wahr auf der Leinwand festhalten und durch das präzise Erfassen der Dinge auch deren Wesen begreifen. 

Immer wieder betonte Mackensen, „dass das menschliche Antlitz eines der größten Geheimnisse“ für ihn birgt. Bereits während des Studiums erstaunte er sich: „Was, ‚Landschafter‘ soll ich werden? Menschen will ich malen!“

Unter dem Erfolg von 1895 setzte gerade Mackensen seine Idee der Darstellung des Menschen in der Landschaft fort: „Das ist die Aufgabe des Malers, mit schaubaren Mitteln, mit den Mitteln des Raumes, der Fläche, der Linie und der Farbe, die Natur festzuhalten.
All diese Mittel müssen eine Einheit ergeben, müssen als Einheit erschaut werden, soll ein Kunstwerk entstehen… der Künstler muss vom Geheimnis gepackt werden. Und er muss fähig sein, diese Verzauberung solange zu bewahren, bis das Kunstwerk vollendet ist.“

Mackensen bemühte sich, sicher mehr als seine Worpsweder Kollegen, um eine Verständigung mit der Worpsweder Bevölkerung. Das hat sicher auch mit seiner Herkunft zu tun: Er selbst kam aus einfachen Verhältnissen und nicht, wie der Rest der ersten Künstlergemeinschaft, aus einer gutbürgerlichen Familie. Zudem zeichnete sich Mackensen darin aus, dass er oft und gerne Porträt malte. Eine Tätigkeit, die neben Einfühlungsvermögen auch eine gewisse Kommunikationsbereitschaft erfordert.

Aus Dokumenten wissen wir, dass Mackensen das übliche Niederdeutsch (Plattdeutsch) sprach: „Ich hatte meine Malsachen zusammengepackt und meine Studien in die Schifferhütte getragen, um sie dem Wirt zur Aufbewahrung zu geben. Am langen Tisch saßen die Schiffer. … Die Hütte hatte nur einen Raum mit einigen Wandbetten, der Fußboden war mit roten Ziegelsteinen gepflastert, in er Mitte die rundgemauerte Feuerstelle. … Ich hatte Heinrich Burfeindt aus Neu-Sankt-Jürgen, meinem Freund, unter den Schiffern entdeckt, setzte mich zu ihm und ließ mir auch eine Schale Kaffee einfüllen … “

Die Studien zu dem Gemälde sind ziemlich sicher an der alten Hammehütte von Neu-Helgoland entstanden. Neben Mackensen kamen auch die anderen Künstler gerne hier her, zumal man von hier leicht mit dem Torfkahn weiterkam. Hier hat Mackensen oft Studien getrieben: „Bei den um den Tisch sitzenden Männern handelt es sich um ein Interieur; Mackensen hat jedoch die Landschaft auf geschickte Weise integriert, indem er durch eine geöffnete Tür im rechten Hintergrund und ein Fenster in der Mitte den Blick auf die Hamme mit vorüberfahrenden Torfkähnen freigibt. Analog erhält der in gedeckten bräunlichen Tönen gehaltene Innenraum erst durch die Wiesenlandschaft mit dem blauen Himmel seine Farb- und Lichtwirkung.“ (Werkverzeichnis Hamm (Küster).

Das Bild war anfangs lange im Privatbesitz in Shanghai, später über Jahrzehnte in Bremer Privatbesitz, in den 1950er Jahren bemühte sich der Worpsweder Kunsthändler Bernhard Kaufmann um die Neu-Entdeckung der Worpsweder Künstler und verkaufte das Bild nach Bremen.

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